Kunstinitiative

des Gedenkens

von

Konstanze Sailer

"Serenade"

Ausstellung 01. - 28. Februar 2017

 

Konstanze Sailer

 

Tusche auf Papier

 

 

 

Galerie Kunstpavillon

Hugo-Strauss-Weg 44

22419 Hamburg Langenhorn

 

Hugo Strauss (* 11. Juni 1869 in Hamburg; † 31. März 1944) war ein deutscher jüdischer Komponist und Dirigent. Strauss lebte und arbeitete vorwiegend in Berlin und wurde 1935 von der Mitgliedschaft in der Reichsmusikkammer ausgeschlossen. Danach war er Orchester-leiter eines Erwerbslosen-Künstlerorchesters und nahm, trotz Berufsverbot, Engagements als Pianist und Dirigent von Tanzkapellen an. Als ihm auch diese Möglichkeiten durch Kontrollen entzogen wurden, waren er und seine Frau als Arbeiter in Berlin tätig. Hugo Strauss wurde am 9. März 1944 in das Konzentrationslager Dachau deportiert, wo er am 31. März 1944 ermordet wurde.

 

Bis zum heutigen Tag existiert in Hamburg keine Straße, die seinen Namen trägt. Hingegen ist nach Theodor Heynemann nach wie vor eine Straße in Hamburg-Langenhorn benannt. Der an der Universität Hamburg lehrende Gynäkologe Heynemann war bekennender NS-Eugeniker und NSDAP-Mitglied. Anstelle von Theodor Heynemann sollte künftig in Hamburg an Hugo Strauss erinnert werden.

 

"Schrei 11:38 Uhr", 2016, 48 x 36cm
"Schrei 11:38 Uhr", 2016, 48 x 36cm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das von den Häftlingen

 

heimlich geführte „Sezierbuch Dachau“ vermerkte den 31. März 1944 als Todesdatum von Hugo Strauss, während die offizielle Sterbeurkunde ein fingiertes späteres Todesdatum aufwies.

 

 

 

 

 

"Aufschrei 13:27 Uhr", 2016, 48 x 36cm
"Aufschrei 13:27 Uhr", 2016, 48 x 36cm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Da sich Hugo Strauss heute

 

keine Kopositionen mehr eindeutig zuordnen lassen, sei stellvertretend nur ein Werk aus 1920 genannt, das möglicherweise aus seiner Feder stammt: Frühlings-Serenade (Sérénade printanière) op. 52.

 

 

 

 

 

"Schrei 15:55 Uhr", 2016, 48 x 36cm
"Schrei 15:55 Uhr", 2016, 48 x 36cm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Theodor Heynemann war

 

Professor für Gynäkologie in Hamburg, förderndes Mitglied der SS ab 1934, NSDAP-Mitglied ab 1937  und von 1934 - 1936 stellvertretender Ärztlicher Leiter des Universitäts-krankenhauses Eppendorf.

 

 

 

 

 

"Aufschrei 18:44 Uhr", 2016, 48 x 36cm
"Aufschrei 18:44 Uhr", 2016, 48 x 36cm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

Heynemann

 

war bekennender NS-Eugeniker. Zwischen 1934 und 1945 wurden etwa 400.000 Menschen nach dem aus Juli 1933 stammenden "NS- Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" unfruchtbar gemacht.

 

 

 

 

 

"Aufschrei 21:09 Uhr", 2016, 48 x 36cm
"Aufschrei 21:09 Uhr", 2016, 48 x 36cm

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 

 

 

 

 

 

Mehr als 5.000 Menschen

 

starben an den Folgen dieses Eingriffes. Jahrzehntelang galten die Opfer der NS-Zwangssterilisationen jedoch nicht als „typische“ Verfolgte des NS-Regimes.

 

 

 

 

 

"Aufschrei 21:12 Uhr", 2016, 48 x 36cm
"Aufschrei 21:12 Uhr", 2016, 48 x 36cm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Erst ab 2011

 

erhielten in Deutschland Opfer von NS-Zwangssterilisationen Entschädigungsansprüche aus dem Allgemeinen Kriegsfolgengesetz zugestanden. Zu dieser Zeit lebte nur noch etwa 1% der während der NS-Diktatur zwangssterilisierten Menschen.

 

 

 

 

 

"Aufschrei 21:20 Uhr", 2016, 48 x 36cm
"Aufschrei 21:20 Uhr", 2016, 48 x 36cm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der französische Philosoph

 

Jean-Franςois Lyotard schrieb, bezogen auf die Erzeugung euphemistischer Diskursarten im Nationalsozialismus: "»Auschwitz« ist das Verbot des schönen Todes."

 

 

 

 

 

"Schrei 22:42 Uhr", 2016, 48 x 36cm
"Schrei 22:42 Uhr", 2016, 48 x 36cm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jeder der zum

 

schmerzerfüllten Aufschrei geöffneten Kiefer, die aus dem Papierwerk der Malerin Konstanze Sailer stammen, ist einem Laut zugeordnet. Jäh unterbrochene Sprache – phonematische Orthografie des Grauens.