Kunstinitiative

des Gedenkens

von

Konstanze Sailer

"Statt der Frauen" Teil II:

Memorial 01. - 28. Februar 2019

 

Anstelle der Schriftstellerinnen Adele Jellinek und Ruth Maier, die Opfer der NS-Diktatur wurden, sind nach den Schriftstellern Franz Nabl und Richard Billinger, die sich mit dem NS-Regime bestens arrangierten, heute noch Straßen benannt.

 

Adele Jellinek (* 2. März 1890 in Wien-Ottakring; † 3. Aug. 1943 im Ghetto Theresienstadt) verfasste sozialkritische Romane und im proletarischen Milieu angesiedelte Erzählungen.

 

Ruth Maier (* 10. Nov. 1920 in Wien; † 1. Dez. 1942 im Vernichtungslager Auschwitz) war bereits 1939 nach Norwegen geflohen. Die wegen ihrer Tagebücher auch „Anne Frank Norwegens“ genannte österreichische jüdische Schriftstellerin wurde nach der Besetzung Norwegens durch die deutsche Wehrmacht verhaftet und von Oslo nach Auschwitz deportiert.

 

Nach Franz Nabl ist heute noch ein Weg in Graz benannt, ebenso wie Straßen in mehreren weiteren steirischen Gemeinden. Nabl war ein seit den 1920er Jahren völkisch-nationalistisch orientierter Autor und seit 1936 Mitglied im Bund deutscher Schriftsteller Österreichs. Er war Literaturpreisträger während der NS-Zeit und erhielt 1943 das Ehrendoktorat der Universität Graz.

 

Nach Richard Billinger sind heute noch in Schärding und mehreren weiteren oberösterreichischen Orten Straßen und sogar eine Volksschule benannt. Billinger, der als homosexueller Künstler zwar selbst die NS-Verfolgung fürchtete, konnte sich dennoch als NS-Mitläufer ab 1933 überaus erfolgreich in München und Berlin als Dichter, Dramatiker und Drehbuchautor etablieren.

 

 

Serie: "Friedl Dicker-Brandeis", 2018, Tusche auf Papier, 65 x 50cm; ©: Konstanze Sailer
Serie: "Friedl Dicker-Brandeis", 2018, Tusche auf Papier, 65 x 50cm; ©: Konstanze Sailer

 

 

Anstelle der Grafikerin und Innenarchitektin Friedl Dicker-Brandeis, die Opfer der NS-Diktatur wurde, ist nach dem Maler und Designer Carl Auböck, der sich mit dem NS-Regime arrangierte, heute noch eine Straße benannt.

 

Friedl Dicker-Brandeis (* 30. Juli 1898 in Wien; † 9. Oktober 1944 im Vernichtungslager Auschwitz) war eine österreichische Malerin, Innenarchitektin, Designerin und Bühnenbildnerin. Sie studierte Grafik in Wien und am Bauhaus in Weimar und wurde trotz ihrer Emigration nach Prag, nachdem die deutsche Wehrmacht Tschechien besetzt hatte verhaftet und 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Mit einem der letzten Zugtransporte von Theresienstadt nach Auschwitz wurde Friedl Dicker-Brandeis am 6. Oktober 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet.

 

Auf einer Ihrer Fotocollagen aus 1933 fügte sie den Text ein: "So sieht sie aus, mein Kind, diese Welt, da wirst Du hineingeboren, da gibt es welche, zum Scheren bestellt und welche, die werden geschoren. So sieht es aus, mein Kind, in der Welt in unsern und in andern Ländern, und wenn Dir, mein Kind, diese Welt nicht gefällt, dann musst Du sie eben ändern.“ Teile dieses Textes verwendete Friedl Dicker-Brandeis erneut, auf einer Postkarte aus 1942, die sie auf dem Weg nach Theresienstadt versendete.

 

 

Nach Carl Auböck ist seit 2002 eine Promenade in Wien-Donaustadt benannt. Auböck war Maler, Designer und Gründungsmitglied der Wiener Werkstätten, seit 1933 NSDAP Mitglied, später auch SA-Mitglied. Aufgrund seiner frühen NS-Zugehörigkeiten war er als sog. „Alter Kämpfer“ eingestuft und von Mai bis November 1945 in Wien inhaftiert.

 

 

 

Friedl Dicker-Brandeis gestaltete das Plakat für einen Leseabend der Lyrikerin und Dramatikerin Else Lasker-Schüler, im „frühen Bauhaus“ zu Weimar, am 14. April 1920. Das vor 100 Jahren vom Berliner Architekten Walter Gropius gegründete Bauhaus, entfaltete ab 1919, als interdisziplinär ausgerichtete Hochschule für Gestaltung, in Weimar seine vielfältigen, pädagogisch neuen und experimentellen Aktivitäten.

 

© mit freundlicher Genehmigung der  Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft, Wuppertal