Konstanze Sailer
Tusche auf Papier
Galerie Kunstpavillon
Hugo-Strauss-Weg 44
22419 Hamburg Langenhorn
Hugo Strauss (* 11. Juni 1869 in Hamburg; † 31. März 1944) war ein deutscher jüdischer Komponist und Dirigent. Strauss lebte und arbeitete vorwiegend in Berlin und wurde 1935 von der Mitgliedschaft in der Reichsmusikkammer ausgeschlossen. Danach war er Orchester-leiter eines Erwerbslosen-Künstlerorchesters und nahm, trotz Berufsverbot, Engagements als Pianist und Dirigent von Tanzkapellen an. Als ihm auch diese Möglichkeiten durch Kontrollen entzogen wurden, waren er und seine Frau als Arbeiter in Berlin tätig. Hugo Strauss wurde am 9. März 1944 in das Konzentrationslager Dachau deportiert, wo er am 31. März 1944 ermordet wurde.
Bis zum heutigen Tag existiert in Hamburg keine Straße, die seinen Namen trägt. Hingegen ist nach Theodor Heynemann nach wie vor eine Straße in Hamburg-Langenhorn benannt. Der an der Universität Hamburg lehrende Gynäkologe Heynemann war bekennender NS-Eugeniker und NSDAP-Mitglied. Anstelle von Theodor Heynemann sollte künftig in Hamburg an Hugo Strauss erinnert werden.
Das von den Häftlingen
heimlich geführte „Sezierbuch Dachau“ vermerkte den 31. März 1944 als Todesdatum von Hugo Strauss, während die offizielle Sterbeurkunde ein fingiertes späteres Todesdatum aufwies.
Da sich Hugo Strauss heute
keine Kopositionen mehr eindeutig zuordnen lassen, sei stellvertretend nur ein Werk aus 1920 genannt, das möglicherweise aus seiner Feder stammt: Frühlings-Serenade (Sérénade printanière) op. 52.
Theodor Heynemann war
Professor für Gynäkologie in Hamburg, förderndes Mitglied der SS ab 1934, NSDAP-Mitglied ab 1937 und von 1934 - 1936 stellvertretender Ärztlicher Leiter des Universitäts-krankenhauses Eppendorf.
Heynemann
war bekennender NS-Eugeniker. Zwischen 1934 und 1945 wurden etwa 400.000 Menschen nach dem aus Juli 1933 stammenden "NS- Gesetzes zur
Verhütung erbkranken Nachwuchses" unfruchtbar gemacht.
Mehr als 5.000 Menschen
starben an den Folgen dieses Eingriffes. Jahrzehntelang galten die Opfer der NS-Zwangssterilisationen jedoch nicht als „typische“ Verfolgte des NS-Regimes.
Erst ab 2011
erhielten in Deutschland Opfer von NS-Zwangssterilisationen Entschädigungsansprüche aus dem Allgemeinen Kriegsfolgengesetz zugestanden. Zu dieser Zeit lebte nur noch etwa 1% der während der NS-Diktatur zwangssterilisierten Menschen.
Der französische Philosoph
Jean-Franςois Lyotard schrieb, bezogen auf die Erzeugung euphemistischer
Diskursarten im Nationalsozialismus: "»Auschwitz« ist das Verbot des schönen Todes."
Jeder der zum
schmerzerfüllten Aufschrei geöffneten Kiefer, die aus dem Papierwerk der Malerin Konstanze Sailer stammen, ist einem Laut zugeordnet. Jäh unterbrochene Sprache – phonematische Orthografie des Grauens.