Konstanze Sailer
Tusche auf Papier
Paula Heller-Santa
Paula Santa (* 14. Juni 1875 in Wien; † nach dem 9. April 1942 in einem der Vernichtungslager Treblinka, Belzec oder Sobibor) war eine österreichische jüdische Sopranistin. Sie debütierte 1898 und hatte bis 1907 Engagements in Linz,
Nürnberg, Köln und am Theater an der Wien. Paula Heller-Santa und ihr Mann, der Bariton Max Heller, inserierten regelmäßig als Gesangspädagogen in Wiener Tageszeitungen der 1930er-Jahre, wie das Beispiele der
"Wiener Sonn- und Montags-Zeitung" aus 1935 zeigt.
Noch im Januar 1938 änderten sie ihren Wohnsitz, von 1030 Wien, Gerlgasse 1, in die zentraler gelegene Schlüsselgasse 7 in 1040 Wien-Wieden.
Eine erschreckende Koinzidenz stellt das Faktum dar, dass drei Jahrzehnte davor, im selben Haus Schlüsselgasse 7, der
Jugendstilarchitekt, Stadtplaner und frühe Faschist Max Fabiani (1865-1962) sein Atelier betrieb. Fabiani, zu dessen bekanntesten Planungen u.a. die Wiener Urania zählt, trat bereits 1921 der faschistischen Partei in
Görz (Gorizia) bei, war Angehöriger der faschistischen Miliz MVSN (Milizia Volontaria per La Sicurezza Nazionale), aktives Mitglied des faschistischen Syndikats der Ingenieure und
Architekten sowie Ortsvorsteher seiner Heimatgemeinde Štanjel von 1935-1945. Max Fabianis eigenen Angaben
zufolge soll im Sommer des Jahres 1912 Adolf Hitler etwa drei Monate lang in seinem Architektur-Atelier in der
Schlüsselgasse 7 gearbeitet haben. Fabiani gab später an, Hitler nach kurzer Probezeit wegen dessen sprunghaftem Verhalten und geringer Leistung entlassen zu haben. In Kenntnis
der Person Max bzw. Maks Fabiani ist die Begegnung mit Hitler eher im Anekdotischen zu verorten.
Paula Heller-Santa wurde – wie die Malerin Helene Taussig – mit demselben Transport Nr. 17, am 9. April 1942, von Wien in das Transitlager Izbica deportiert. Zu einem nicht mehr genau rekonstruierbaren Zeitpunkt, wurde Paula Heller-Santa in einem der Vernichtungslager Treblinka, Belzec oder Sobibor ermordet.
In den NS-Vernichtungslagern Treblinka, Belzec und Sobibor wurden – unter Leitung des österreichischen SS-Gruppenführers Odilo Globocnik – zwischen 1942 und 1943 mehr als zwei Millionen Menschen ermordet.
Jenny Schaffer-Bernstein
Jenny Schaffer-Bernstein (* 27. Juli 1888 in Wien; † nach dem 26. Feb. 1943 im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau) war eine österreichische jüdische Schauspielerin. Ihre jahrelangen Engagements an zahlreichen renommierten deutschen Bühnen, mit Regisseuren wie u. a. Max Reinhardt, endeten 1933 durch die NS-Machtergreifung.
Ihre Auftritte im Rahmen des jüdischen Kulturbundes wurden danach immer sporadischer; die bereits 1934 aus der Reichstheaterkammer entlassene Schauspielerin wurde 1941 zu Zwangsarbeit in einem Glühbirnenkonzern verpflichtet. Zwei Jahre später, am 26. Februar 1943, wurde Jenny (Eugenie) Schaffer-Bernstein aus Berlin nach Auschwitz-Birkenau deportiert und, gemeinsam mit ihrem Ehemann Otto Bernstein, vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet.
Bis zum heutigen Tag existiert in Wien keine Straße, die Paula Santas oder Jenny Bernsteins Namen trägt. Hingegen ist nach Helge Rosvaenge seit 1983 eine Gasse in Wien-Donaustadt benannt. Rosvaenge war ein renommierter dänischer Tenor, der sich – seit 1933 NSDAP Mitglied – über Jahre für NS-Propagandaveranstaltungen einspannen ließ und 1944 von Hitler auf die sogenannte Gottbegnadeten-Liste gesetzt wurde. Anstelle von Helge Rosvaenge könnte künftig in Wien-Donaustadt an Paula Heller-Santa und Jenny Schaffer-Bernstein erinnert werden.