Kunstinitiative

des Gedenkens

von

Konstanze Sailer

When war returns IV: "(No) Survivors"

Ausstellung 01. - 31. Mai 2022

 

Konstanze Sailer

 

Zeichnungen

Der Aufstand im Warschauer Ghetto (19. Apr. – 15. Mai 1943) war ein verzweifelter Kampf der jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner des besetzten Warschau gegen deren Deportation in NS-Vernichtungslager.

 

Nach dem Überfall der NS-Wehrmacht auf Polen 1939 und der Kapitulation War-schaus beschloss die NS-Besatzung, einen "jüdischen Wohnbezirk" einzurichten. Auf einer Fläche von nur 3,1 Quadratkilometern lebten im Warschauer Ghetto ab 1940/41 knapp 500.000 Menschen jüdischer Herkunft. Durch die inhumane Bevöl-kerungsdichte sowie durch die, aufgrund von drastischer Nahrungsrationierung, systematisch herbeigeführten Krankheiten und Seuchen verringerte sich die Bevölkerung des Ghettos laufend.

 

Mit Beginn der sogenannten "Aktion Reinhard", eines Teiles der auf der Wann-seekonferenz 1942 beschlossenen systematischen Ermordung aller Jüdinnen und Juden, wurden ab Juli 1942 aus dem Warschauer Ghetto täglich über 6.000 Menschen deportiert. Die meisten von ihnen in das nordöstlich von Warschau gelegene NS-Vernichtungslager Treblinka. Anfang 1943 existierten nur noch knapp 70.000 Personen im Ghetto.

 

Den sicheren Tod vor Augen wehrten sich im Frühjahr 1943 die verbliebenen Jüdinnen und Juden gewaltsam. Doch aufgrund der unzureichenden Bewaff-nung wurde der Aufstand von der NS-Besatzungsmacht nach weniger als vier Wochen blutig niedergeschlagen. Während der Kämpfe wurden etwa 13.000 der Ghettobewohner getötet. Die meisten der über 50.000 Verbliebenen wurden nach der Niederschlagung des Aufstandes in Vernichtungslager deportiert oder an Ort und Stelle erschossen. Nur einem verschwindend kleinen Teil der Ghettobewohner glückte in diesen Jahren die Flucht aus dem höllischen NS-Albtraum und damit das Überleben.

"Arnold Schönberg: »A Survivor from Warsaw« Nr. 17", 2014, 42 x 29,5cm,  © Konstanze Sailer
"Arnold Schönberg: »A Survivor from Warsaw« Nr. 17", 2014, 42 x 29,5cm, © Konstanze Sailer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Janusz Korczak

 

mit bürgerlichem Namen Henryk Goldszmit (* 22. Juli 1878 in Warschau; † nach dem 5. Aug. 1942 im Vernichtungslager Treblinka), war ein polnischer jüdischer Kinderarzt, Pädagoge, Schriftsteller und Leiter eines, 1912 nach seinen eigenen Plänen im Warschauer Ghetto errichteten, jüdischen Waisenhauses, Dom Sierot.

 

 

"Arnold Schönberg: »A Survivor from Warsaw« Nr. 7", 2014, 29,5 x 42cm,  © Konstanze Sailer
"Arnold Schönberg: »A Survivor from Warsaw« Nr. 7", 2014, 29,5 x 42cm, © Konstanze Sailer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im August 1942

 

bestand Janusz Korczak darauf, die etwa 200 jüdischen Kinder seines Warschauer Waisenhauses, die von der SS abgeholt und in das NS-Vernichtungslager Treblinka deportiert wurden, zu begleiten.

"Arnold Schönberg: »A Survivor from Warsaw« Nr. 12", 2014, 42 x 29,5cm,  © Konstanze Sailer
"Arnold Schönberg: »A Survivor from Warsaw« Nr. 12", 2014, 42 x 29,5cm, © Konstanze Sailer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Obwohl er

 

die Möglichkeit zur Flucht aus dem Warschauer Ghetto gehabt hätte, ließen er und seine Mitarbeiterin Stefania Wilczyńska die Kinder nicht im Stich. Wissend, dass dies auch für sie selbst den Tod bedeuten würde, begleiteten sie ihre Waisenkinder in die NS-Gaskammern von Treblinka.

 

 

"Arnold Schönberg: »A Survivor from Warsaw« Nr. 15", 2014, 42 x 29,5cm,  © Konstanze Sailer
"Arnold Schönberg: »A Survivor from Warsaw« Nr. 15", 2014, 42 x 29,5cm, © Konstanze Sailer

Die österreichische

 

Entsprechung zu Janusz Korczak war Aron Menczer. Er war als Erzieher und Leiter der Jual-Schule in der Wiener Marc Aurel Straße sowie im Rahmen der Ausbildungsorganisation Jugend-alijah tätig. Menczer rettete unzähligen Kindern das Leben, indem er ihnen zur Ausreise und Flucht aus Österreich verhalf. 1942 selbst nach Theresienstadt deportiert, setzte er seine unermüdliche Kinderbetreuung unter schwierigsten Verhältnissen fort. Im Herbst 1943 begleitete er – freiwillig – eine Gruppe von Waisenkindern, die nach Auschwitz deportiert wurden. Aron Menczer verließ die Kinder zu keinem Zeitpunkt und wurde gemeinsam mit diesen, unmittelbar nach der Ankunft in Auschwitz, am 07. Oktober 1943, ermordet.

 

Ein Zyklus von Arnold Schönberg-Porträts aus 2014, mit Titel "A Survivor from Warsaw", erschien 2022 als Teil des Kunstbuches "Genius. Komponisten-Porträts" der deutsch-österreichischen Malerin und Grafikerin Konstanze Sailer.

 

Die Buchpräsentation fand – mit freundlicher Unterstützung von Memory Gaps – im "Temporären Zentrum für Musikforschung Josefine Winter", in Wien Währing, Anastasius-Grün-Gasse 54, statt.

Josefine Winter, * 21. Dez. 1873 in Wien, † 20. Jan. 1943 im Konzentrationslager Theresienstadt, war eine österreichische Komponistin jüdischer Herkunft. Die auch schriftstellerisch und malerisch tätige Josefine erhielt ihre Ausbildung samt Klavierunterricht durch Privatlehrer. Sie durfte als Frau nicht studieren und wurde aufgrund ihrer Begabung Kompositionsschülerin bei Josef Bohuslav Foerster, am Neuen Wiener Konservatorium, einer privaten Musiklehranstalt. Mithilfe ihres Vermögens (sie war die Tochter des Industriellen und Politikers Rudolf Auspitz), unterstützen sie und ihre Familienangehörigen u. a. Kinderheime und Kranken-anstalten. Die NS-Schergen zwangen Josefine Winter im Alter von 69 Jahren – nach der "Arisierung" ihrer Villa in 1180 Wien, Anastasius-Grün-Gasse 54 – in eine Sammelwohnung in 1020 Wien, Springergasse 27. Von dort wurde sie mit dem Transport Nr. 31, dessen insgesamt 1.001 Menschen ein Durchschnittsalter von 72 (!) Jahren aufwiesen, am 14. Juli 1942, vom Aspang-Bahnhof in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Wenige Monate später verstarb Josefine Winter, lt. Totenbuch Theresienstadt am 20. Jan. 1943.