Kunstinitiative

des Gedenkens

von

Konstanze Sailer

When War Returns XXVIII:                              Der Antisemit als Gründervater: H. Damisch

Intervention: 01. - 31. Mai 2024

Prof. Heinrich Damisch: Gründervater, Antisemit, NSDAP-Mitglied

 

Heinrich Damisch (1872-1961) war einer der Gründerväter der Salzburger Festspielhausgemeinde (1917) und – eigenen Angaben zufolge – Direktions- mitglied der Salzburger Festspiele, von deren Gründung 1920 bis 1925. Er war nicht nur Journalist und Musikkritiker, sondern ließ als solcher auch seiner Hasssprache in Form von Antisemitismus und Rassismus freien Lauf. In dieses Bild passt gleichermaßen, dass Damisch bereits im Mai 1932 (!) der NSDAP beitrat (Mitgliedsnummer 1.515.003).

 

Drei Monate vor dem sog. "Anschluss" Österreichs an das nationalsozialistische "Deutsche Reich" publizierte er, im Januar 1938, den rassistisch-antisemitischen Hetz-Artikel "Die Verjudung des österreichischen Musiklebens", in der von Alfred Rosenberg, dem NS-Ideologen und späteren Reichsminister für die besetzten Ostgebiete (RMfdbO) herausgegebenen Monatsschrift "Der Weltkampf. Monats-schrift für Weltpolitik, völkische Kultur und die Judenfrage in aller Welt". Aus den Originaltexten von Heinrich Damisch zitiert Memory Gaps untenstehend:

Heinrich Damisch: "Die Verjudung des österreichischen Musiklebens", in: "Der Weltkampf. Monatsschrift für Weltpolitik, völkische Kultur und die Judenfrage in aller Welt", 15. Jahrg./   Heft 169, Januar 1938, München: Deutscher Volksverlag, S. 255-261.

Heinrich Damisch über Arnold Schönberg:

 

Der polemische, vor antisemitischen Tiraden triefende Beitrag von Damisch lässt keine Fragen zu Charakter und Haltung seines Autors offen, wenn er schreibt: "Arnold Schönberg, ein kleiner jüdischer Handelsangestellter marxistischer Rich-tung, entdeckte seine Berufung zum musikalischen Demolierer …". (ebda., S. 257)

"Schönberg. A Survivor from Warsaw, Nr. 07", 2014, 29,5 x 42,0cm, ©: Konstanze Sailer
"Schönberg. A Survivor from Warsaw, Nr. 07", 2014, 29,5 x 42,0cm, ©: Konstanze Sailer

Heinrich Damisch über Gustav Mahler:

 

Damisch zufolge wurde Gustav Mahler, der "aus dem Wiener Konservatorium »wegen Größenwahn« vorzeitig entfernte militante jüdische Dirigentüber Betreiben der Familie Rothschildnach Wien zur Leitung der Hofoper berufen. Von da an datiert die unverhüllte Machtergreifungstaktik des Judentums auf dem Gebiete der Musik. ... Als Gustav Mahler nach zehnjähriger, im Dienste der Verjudung stehender Tätigkeit durch seine urjüdische Überheblichkeit, sein Vielwollen und Wenigkönnen unerträglich geworden war, wurde er vor allem durch die zähe Widerstandskraft der Wiener Philharmoniker zum Scheitern gebracht ...". (ebda., S. 257 f.)

"Mahler. Kindertotenlieder, Nr. 05", 2010, 42,0 x 29,5cm ©: Konstanze Sailer
"Mahler. Kindertotenlieder, Nr. 05", 2010, 42,0 x 29,5cm ©: Konstanze Sailer

Heinrich Damisch über Jazz

 

Damisch steigerte seine rassistischen Tiraden immer weiter, sowohl antisemitisch als auch offen rassistisch. Seine vulgäre Polemik gegen Jazz zeigt, dass sein Verständnis für Musik engen nationalen bzw. "völkisch"-kulturellen Grenzen unterlag: "Zu den stärksten Demütigungen des arischen Geistes nach dem Weltkriege gehörte die Imprägnierung der Musik mit den verschiedenen Formen des Jazz mit seinen negroiden Rhythmen und den dem Judenohr besonders angenehmen Nasalinstrumenten. In dieser Niggermusik konnte sich das artverwandte Judentum völlig ausleben, mit textlich und musikalisch jämmerlichen Machwerken eine produktiver Rolle spielen und die Herrschaft über die Geister der Masse erobern." (ebda., S. 260)

Salzburg:

Umbenennung der Heinrich-Damisch-Straße in Helene-Taussig-Straße?

 

Dass Heinrich Damisch heute nach wie vor die Ehre einer 1963 nach ihm benannten Straße im Salzburger Stadtteil Parsch zuteilwird, könnte vonseiten der Stadt Salzburg nunmehr, d.h. über sechs Jahrzehnte später, zum Anlass genommen werden, eine Straßenumbenennung vorzunehmen.

 

Memory Gaps schlägt bereits seit 2016 vor, die Josef-Thorak-Straße, die in Salzburg-Aigen nach einem der Lieblingsbildhauer Hitlers benannt ist, oder, alternativ dazu, die Heinrich-Damisch-Straße in Salzburg-Parsch in Helene-Taussig-Straße umzubenennen.

Wien:

Kontextualisierung der Heinrich-Damisch-Gedenktafel?

 

An Heinrich Damisch erinnert auch in Wien eine Gedenktafel, nämlich in Wien-Mariahilf, dem 6. Wiener Gemeindebezirk, Ecke Bienengasse/ Gumpendorfer Straße: "An dieser Stelle stand das Haus, in dem Heinrich Damisch, Gründer der Mozartgemeinde Wien, am 4. Dez. 1872 geb. wurde."

Heinrich Damisch Gedenktafel, 1060 Wien, Foto 2024 ©: Memory Gaps
Heinrich Damisch Gedenktafel, 1060 Wien, Foto 2024 ©: Memory Gaps

Falls eine Entfernung der Tafel aus welchen Gründen immer nicht möglich sein sollte, erschiene eine Kontextualisierung vonseiten der Stadt Wien und/oder der Bezirksvorstehung Mariahilf als kultureller Mindeststandard adäquat.