Kunstinitiative

des Gedenkens

von

Konstanze Sailer

"Silber, Taufstein, Fall"

Memorial 01. - 31. Oktober 2020

Philipp Silber

 

Philipp (Filipp) Silber (* 17. Juli 1876 in Czernowitz, Bukowina, heute Westukraine; † nach dem 14. Juni 1942 im Vernichtungslager Sobibor) war ein österreichischer jüdischer Komponist. Nach dem Gymnasium in Radautz (Bukowina, heute Rumänien) studierte er ab 1896 Jus an der Universität Wien, wo er 1903 promovierte.

 

Parallel dazu studierte Philipp Silber Komposition bei Alexander von Zemlinsky und Richard Heuberger. Er komponierte Walzer, Operetten und eine Oper sowie Märsche, Lieder und war zudem als Kapellmeister und Chorleiter tätig. Ab 1903 vertrat er als Jurist in verschiedenen Funktionen die 1897 gegründete Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger (AKM) und war 1913 Gründungsmitglied des Österreichischen Komponisten-Clubs (heute Österreichischer Komponistenbund, ÖKB).

 

Im Alter von 66 Jahren wurde Philipp Silber inhaftiert und mit dem Transport Nr. 27, dem einzigen Transport, der direkt von Wien in das NS-Vernichtungslager Sobibor führte, am 14. Juni 1942, deportiert. Etwa 950 der 1.000 Deportierten wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft in Sobibor ermordet.

 

"Philipp Silber, Memorial 03", 2020, 48 x 36cm
"Philipp Silber, Memorial 03", 2020, 48 x 36cm
"Louis Taufstein, Memorial 09", 2020, 48 x 36cm
"Louis Taufstein, Memorial 09", 2020, 48 x 36cm

Louis Taufstein

 

Louis Taufstein (* 3. Februar 1870 in Wien; † 20. September 1942 im Ghetto Theresienstadt) war ein österreichischer jüdischer Schriftsteller, Librettist, Kabarett- und Liedtextautor. Nach dem Besuch von Gymnasium und Handelsschule, absolvierte er eine Schauspielschule in Wien.

 

Er verfasste Operettenlibretti, Texte für Revuen, Kabarett- und Liedertexte sowie Theaterstücke und Couplets. Als einer der Hausautoren der Budapester Orpheumgesellschaft schrieb er zwischen 1899 und 1916 u.a. zahlreiche Possen, Soloszenen und Couplets für Kabarettisten und Humoristen wie Armin Berg, Otto Taussig und Heinrich Eisenbach. Nach dem Ersten Weltkrieg lebte er in Wien und Berlin, verfasste Varietékomödien, Operetten und Texte zu Revuen sowie Theaterstücke, die u.a. im Jubiläumstheater Wien (heute Volksoper) zur Aufführung gelangten. Louis Taufstein wurde gezwungen, ab November 1940 in eine Sammelwohnung in Wien-Innere Stadt, Sterngasse zu übersiedeln. Von dort wurde er mit dem Transport Nr. 35, am 13. August 1942, nach Theresienstadt deportiert. Wenige Wochen später verstarb Louis Taufstein im Alter von 72 Jahren.

"Richard und Siegfried Fall, Memorial 11", 2020, 48 x 36cm
"Richard und Siegfried Fall, Memorial 11", 2020, 48 x 36cm

Richard und Siegfried, die Brüder von Leo Fall

 

Leo Fall (* 2. Februar 1873 in Olmütz, Österreich-Ungarn; † 16. September 1925 in Wien) war ein österreichischer jüdischer Komponist und Kapell-meister. Er gilt – neben Franz Lehár und Oscar Straus – als einer der bedeutendsten Vertreter der sogenannten "Silbernen Operettenära". Zu seinen bekanntesten Komposition-en zählen die Operetten Die Dollarprinzessin und Die Rose von Stambul.

 

 

Richard Fall (* 3. April 1882 in Gewitsch, Öster-reich-Ungarn; † Anfang 1945 im Vernichtungslager Auschwitz) war ein österreichischer jüdischer Komponist und Dirigent. Richard Fall wuchs als jüngster von drei Brüdern in einer Musikerfamilie auf. Bereits sein Vater und seine beiden Brüder Leo und Siegfried waren Komponisten und Dirigenten. Richard Fall arbeitete als Operettenkapellmeister in Berlin und Wien. Er floh nach dem Anschluss Österreichs 1938 vor den Nationalsozialisten nach Nizza. 1943 wurde er in Südfrankreich verhaftet und am 20. November 1943, mit dem Transport Nr. 62, vom Sammellager Drancy in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und vermutlich zu Jahresbeginn 1945 ermordet.

 

 

Siegfried Fall (* 30. November 1877 in Olmütz, Mähren; † 10. April 1943 im Ghetto Theresienstadt) war ein österreichischer jüdischer Komponist, Arrangeur, Pianist und Korrepetitor. Der Bruder von Leo und Richard arbeitete nach seiner Ausbildung an der Berliner Hochschule für Musik als freischaffender Komponist und schrieb Opern, Sinfonien, Kammermusik und Lieder. 1899 wurde sein Klaviertrio op. 4 mit dem Mendelssohn-Preis für Komposition ausgezeichnet. Ungesicherten Quellen zufolge war Siegfried Fall wie sein Bruder Richard nach Frankreich geflohen und wurde beim Versuch von dort in die Schweiz zu gelangen, verhaftet und deportiert.

 

Sein Name, mit übereinstimmendem Geburtsdatum und -ort, findet sich auf der Liste von insg. 1003 Personen, die mit dem Transport Cn-27, vom 23. Januar 1943, von Uherský Brod (nahe Brünn) in das Ghetto Theresienstadt deportiert wurden. Von diesem Transport überlebten nur 80 Menschen, Siegfried Fall starb im Ghetto Theresienstadt nur wenige Wochen später, am 10. April 1943, im Alter von 66 Jahren.