Kunstinitiative

des Gedenkens

When war returns: "Composer's Night Vol. III"

Ausstellung 01. - 30. September 2022

"Richard und Siegfried Fall, Memorial 11", 2020, 48 x 36cm
"Richard und Siegfried Fall, Memorial 11", 2020, 48 x 36cm

Richard und Siegfried, die Brüder von Leo Fall

 

Leo Fall (* 2. Februar 1873 in Olmütz, Österreich-Ungarn; † 16. September 1925 in Wien) war ein österreichischer jüdischer Komponist und Kapell-meister. Er gilt – neben Franz Lehár und Oscar Straus – als einer der bedeutendsten Vertreter der sogenannten "Silbernen Operettenära". Zu seinen bekanntesten Komposition-en zählen die Operetten Die Dollarprinzessin und Die Rose von Stambul.

 

Richard Fall (* 3. April 1882 in Gewitsch, Öster-reich-Ungarn; † Anfang 1945 im Vernichtungslager Auschwitz) war ein österreichischer jüdischer Komponist und Dirigent. Richard Fall wuchs als jüngster von drei Brüdern in einer Musikerfamilie auf. Bereits sein Vater und seine beiden Brüder Leo und Siegfried waren Komponisten und Dirigenten. Richard Fall arbeitete als Operettenkapellmeister in Berlin und Wien. Er floh nach dem Anschluss Österreichs 1938 vor den Nationalsozialisten nach Nizza. 1943 wurde er in Südfrankreich verhaftet und am 20. November 1943, mit dem Transport Nr. 62, vom Sammellager Drancy in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und vermutlich zu Jahresbeginn 1945 ermordet.

 

Siegfried Fall (* 30. November 1877 in Olmütz, Mähren; † 10. April 1943 im Ghetto Theresienstadt) war ein österreichischer jüdischer Komponist, Arrangeur, Pianist und Korrepetitor. Der Bruder von Leo und Richard arbeitete nach seiner Ausbildung an der Berliner Hochschule für Musik als freischaffender Komponist und schrieb Opern, Sinfonien, Kammermusik und Lieder. 1899 wurde sein Klaviertrio op. 4 mit dem Mendelssohn-Preis für Komposition ausgezeichnet. Ungesicherten Quellen zufolge war Siegfried Fall wie sein Bruder Richard nach Frankreich geflohen und wurde beim Versuch von dort in die Schweiz zu gelangen, verhaftet und deportiert.

 

Sein Name, mit übereinstimmendem Geburtsdatum und -ort, findet sich auf der Liste von insg. 1003 Personen, die mit dem Transport Cn-27, vom 23. Januar 1943, von Uherský Brod (nahe Brünn) in das Ghetto Theresienstadt deportiert wurden. Von diesem Transport überlebten nur 80 Menschen, Siegfried Fall starb im Ghetto Theresienstadt nur wenige Wochen später, am 10. April 1943, im Alter von 66 Jahren.

Carlo und Erika Taube

 

Carlo Sigmund Taube (* 4. Juli 1897 vermutl. in Galizien; † 3. Oktober 1944 im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau) war ein österreichischer jüdischer Komponist, Pianist und Dirigent.

 

Erika Taube, geb. Steiger (* 18. Juli 1913 in Wien; † 6. Oktober 1944 im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau) war eine österreichische jüdische Schriftstellerin. Die Lyrikerin war die Tochter des Bildhauers Emil Steiger.

 

Carlo S. Taube studierte Klavier in Wien und in Berlin, u.a. beim italienischen Pianisten und Komponisten Ferruccio Busoni. Er floh 1934 aus Berlin nach Prag und trat dort und in Brünn, fallweise auch in Wien als Pianist auf, hauptsächlich jedoch in Cafés und Bars.

 

Erika Taube, geb. Steiger, war 1938 aus Wien nach Prag geflohen, wo sie Carlo S. Taube kennenlernte und im April 1941 heiratete. Nur wenige Monate später wurden beide in dem seit 1939 von der NS-Wehrmacht besetzten Prag verhaftet und am 10. Dez. 1941 in das Ghetto Theresienstadt deportiert.

 

Carlo S. Taube führte dort seine Kompositionen und unmenschlichen Bedingungen fort und leitete auch ein eigenes Lagerorchester. Eines seiner Orchesterwerke trägt den Titel „Theresianische Suite“ auch „Theresienstädter Symphonie“ genannt. Mehrere der Gedichte Erikas, wie etwa das „Wiegenlied“ wurden von ihrem Mann vertont. Taube hatte auch künstlerischen Kontakt zu dem ebenfalls nach Theresienstadt deportierten Komponisten und Musiktheoretiker Viktor Ullmann und zum Dirigenten und Komponisten Franz Eugen Klein.

 

Carlo S. Taube wurde am 1. Oktober, seine Frau Erika am 4. Oktober 1944 von Theresienstadt in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert, beide wurde unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet.

"Erika und Carlo Taube, Memorial 05", 2020, 48 x 36cm
"Erika und Carlo Taube, Memorial 05", 2020, 48 x 36cm
"Franz Eugen Klein, Memorial 07", 2020, 48 x 36cm
"Franz Eugen Klein, Memorial 07", 2020, 48 x 36cm

Franz Eugen Klein

 

* 29. April 1912 in Wien; † 20. Oktober 1944 im KZ Auschwitz-Birkenau war ein österreichischer jüdischer Dirigent, Komponist und Pianist. Als Dirigent arbeitet er an zahlreichen Wiener Häusern, u.a. am Theater in der Josefstadt, der Volksoper Wien und an der Wiener Staatsoper. Trotz seiner Flucht nach Frankreich wurde er dort verhaftet, im Lager Meslay-du-Maine interniert und am 9. Oktober 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert. In Theresienstadt arbeitete er mit Viktor Ullmann zusammen, gründete ein Sängerensemble zum Zweck von Aufführungen von Opern im Ghetto. Nur zwei Wochen nach dem Ehepaar Taube wurde Franz E. Klein, am 16. Oktober 1944, in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und dort kurz nach seiner Ankunft ermordet.

"Ernst Emanuel Bachrich, Memorial 11", 2020, 48 x 36cm
"Ernst Emanuel Bachrich, Memorial 11", 2020, 48 x 36cm

Ernst Emanuel Bachrich 

 

*30. Mai 1892 in Wien; † 11. Juli 1942 im KZ Majdanek war ein österreichischer jüdischer Komponist, Liedbegleiter und Dirigent. Nachdem er zunächst ein rechtswissenschaftliches Studium absolviert hatte, studierte unter anderem bei Arnold Schönberg, war als Pianist tätig und arbeitete in den 1920er Jahren als Korrepetitor und Dirigent an der Wiener Volksoper und am Ronacher. Neben seiner kompositorischen Tätigkeit war er ab 1928 Kapellmeister am Stadttheater Düsseldorf, danach im Stadttheater Duisburg. Nach 1933 erhielt er in Deutschland keinerlei Engagements mehr; nach Wien zurückgekehrt, wurde er 1938 mit Berufsverbot belegt. Am 15. Mai 1942 wurde er mit dem Transport 21 von Wien in das Transit-Ghetto Izbica und von dort in das Konzentrationslager Majdanek deportiert, wo er nur zwei Monate später, am 11. Juli 1942, ermordet wurde.

"Aufschrei 17:39 Uhr", 2016, 48 x 36cm
"Aufschrei 17:39 Uhr", 2016, 48 x 36cm

Hugo Strauss 

 

* 11. Juni 1869 in Hamburg; † 31. März 1944) war ein deutscher jüdischer Komponist und Dirigent. Strauss lebte und arbeitete vorwiegend in Berlin und wurde 1935 von der Mitgliedschaft in der Reichsmusikkammer ausgeschlossen. Danach war er Orchesterleiter eines Erwerbslosen-Künstler-orchesters und nahm, trotz Berufsverbot, Engagements als Pianist und Dirigent von Tanzkapellen an. Als ihm auch diese Möglichkeiten durch Kontrollen entzogen wurden, waren er und seine Frau als Arbeiter in Berlin tätig. Hugo Strauss wurde am 9. März 1944 in das Konzentrationslager Dachau deportiert, wo er am 31. März 1944 ermordet wurde. Das von den Häftlingen heimlich geführte „Sezierbuch Dachau“ vermerkte den 31. März 1944 als Todesdatum von Hugo Strauss, während die offizielle Sterbeurkunde ein fingiertes späteres Todesdatum aufwies. Da sich Hugo Strauss heute keine Kompositionen mehr eindeutig zuordnen lassen, sei stellvertretend nur ein Werk aus 1920 genannt, das möglicherweise aus seiner Feder stammt: Frühlings-Serenade (Sérénade printanière) op. 52.