Kunstinitiative

des Gedenkens

von

Konstanze Sailer

"Görden"

Ausstellung 01. - 31. Juli 2017

 

Konstanze Sailer

 

Tusche auf Papier

 

 

 

Kunstraum am Neckar

Ferdinand-Thomas-Straße 44

69123 Heidelberg

 

Ferdinand Thomas (* 30. April 1913 in Heidelberg; † 20. November 1944 im NS-Gefängnis Brandenburg-Görden) war ein deutscher Widerstandskämpfer. Thomas wurde politisch durch sein Elternhaus geprägt, sein Vater war Politiker und Redakteur, beide Elternteile frühe KPD-Mitglieder. Er studierte Nationalökonomie in Berlin und wurde aufgrund seiner Aktivität in der Kommunistischen Studentenfraktion 1933 von der Friedrich-Wilhelms-Universität relegiert. Danach schloss er sich der in den Untergrund gedrängten KPD an, wurde wiederholt von der Gestapo verhaftet und wegen Hochverrats zu mehrjähriger Zuchthausstrafe verurteilt. Im Juli 1944 wurde Ferdinand Thomas, als KPD-Verbindungsmann zum sozialdemokratischen und gewerkschaftlichen Widerstand denunziert, verhaftet, zum Tod verurteilt und im NS-Gefängnis Görden in Brandenburg a. d. Havel am 20. November 1944 ermordet.

 

Bis zum heutigen Tag existiert in Heidelberg keine Straße, die seinen Namen trägt. Hingegen ist nach Richard Kuhn nach wie vor eine Straße benannt. Der gebürtige Wiener Kuhn war Chemiker, lehrte an der Universität Heidelberg und erhielt 1938 den Nobelpreis für Chemie. Seine Gefolgschaft für das NS-Regime wurde als Mischung aus Karriere-Opportunismus und vorauseilendem Gehorsam beschrieben. Anstelle von Richard Kuhn sollte in Heidelberg an Ferdinand Thomas erinnert werden.

"Schrei 10:17 Uhr", 2017, 48 x 36cm
"Schrei 10:17 Uhr", 2017, 48 x 36cm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die ersten

 

NS-Konzentrationslager wurden ab 1933 in ganz Deutschland, zusätzlich zu staatlichen Gefängnissen, als verschiedenartige Inhaftierungs- und Folterstätten eingerichtet.

 

 

 

 

"Schrei 11:03 Uhr", 2017, 48 x 36cm
"Schrei 11:03 Uhr", 2017, 48 x 36cm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In diesen zum Teil improvisierten

 

Haftanstalten wurden bereits 1933 über 100.000 Menschen in einem rechtsfreien Raum in „Schutzhaft“ genommen, misshandelt und zum Teil getötet.

 

 

 

 

"Aufschrei 12:27 Uhr", 2017, 48 x 36cm
"Aufschrei 12:27 Uhr", 2017, 48 x 36cm

 

 

 

 

 

   

 

 

 

  

 

 

 

 

 

Zunächst durch die SA aufgebaut,

 

unterstanden alle Konzentrationslager ab 1934 der SS, mit weitgehend normierten Bauweisen und Lagerordnungen.

 

 

 

 

"Aufschrei 16:33 Uhr", 2017, 48 x 36cm
"Aufschrei 16:33 Uhr", 2017, 48 x 36cm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das NS-Zuchthaus

 

in Brandenburg a.d. Havel war ab 1933 eines dieser frühen Konzen-trationslager, zu etwa 2/3 mit politischen Gefangenen belegt. Von diesen wurden bis 1945 über 2000 Widerstandskämpfer durch das Fallbeil oder durch Erhängen hingerichtet.

 

 

 

 

"Aufschrei 22:44 Uhr", 2017, 48 x 36cm
"Aufschrei 22:44 Uhr", 2017, 48 x 36cm

 

  

 

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Unter den politischen Opfern

 

befanden sich auch 16 Männer, die im Zusammenhang mit dem gescheiter-ten Attentat auf Hitler, vom 20. Juli 1944, verurteilt und hingerichtet wurden.

 

 

 

 

 

"Schrei 20:46 Uhr", 2017, 48 x 36cm
"Schrei 20:46 Uhr", 2017, 48 x 36cm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ebenfalls in Brandenburg

 

befand sich eine Vernichtungsanstalt des systematischen NS-Krankenmor-des, der sogenannten Euthanasie-Aktion T4. In der Brandenburger Tötungsanstalt wurden über 9.700 Patienten ermordet.

 

 

 

   

"Aufschrei 21:18 Uhr", 2017, 48 x 36cm
"Aufschrei 21:18 Uhr", 2017, 48 x 36cm

 

 

 

 

 

    

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der französische Philosoph

 

Jean-Franςois Lyotard schrieb: „Die am Volk orientierte NS-Politik ... das dem Volk Fremde provoziert eine Polizei der Vernichtung.

 

 

 

 

"Endloser Schrei 23:59 Uhr", 2017, 48 x 36cm
"Endloser Schrei 23:59 Uhr", 2017, 48 x 36cm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

     

 

 

 

Die Kiefer

 

in den Tuschen von Konstanze Sailer sind in das Bild gesetzte sprachliche Zeichen. Einer phonematischen Orthografie des Grauens ordnen sie zu: Kiefer zu Aufschrei, Schriftzeichen zu Todesphonem des je eigenen Sterbens.